Interdisziplinäre AG Schmerztherapie und Anästhesie in der ophthalmologischen Chirurgie

Sämtliche Operationen am und im Auge bedürfen einer regionalen und/oder allgemeinen Anästhesie. Da das Auge, insbesondere die Hornhaut, stark innerviert ist, ist die perioperative Schmerztherapie von essentieller Bedeutung. In dieser Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns mit der Optimierung verschiedener Anästhesieformen im Kindes- wie im Erwachsenenalter, aber auch mit der Verbesserung der perioperativen Schmerztherapie im Rahmen augenärztlicher Operationen.

Dr.--Leister-Nicolas
Dr. Nicolas Leister, D.E.S.A., MHBA
Univ.-Prof. Dr. Dr.--Heindl-Ludwig
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl, M.D., Ph.D., M. Sc.

Leitung des Schwerpunkts für Ophthalmoonkologie und Ophthalmoplastische Chirurgie
Ärztliche Leitung der Poliklinik und des Augendiagnostischen Funktionslabors
Forschungskoordinator der Augenklinik


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Wissenschaftlicher Fokus

Optimierung der Anästhesie bei ophthalmologischen Operationen im Kindesalter

Kinder aller Altersklassen können an kongenitalen oder erworbenen ophthalmologischen Erkrankungen leiden. Zur optimalen Diagnostik und Therapie ist hier ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen Ophthalmologie und Anästhesiologie essentiell. Zur Optimierung des Komforts und der Sicherheit unserer kleinen Patientinnen und Patienten beschäftigen wir uns insbesondere mit dem optimalen Atemwegsmanagement, Reduktion der kindlichen Arousal Agitation und der perioperativen Schmerztherapie. Weiterhin untersuchen wir die Implikationen der ambulanten Augenoperation im Kindesalter.

Optimierung der Anästhesie bei ophthalmologischen Operationen im Erwachsenenalter

Ophthalmologische Erkrankungen sind oftmals das Ergebnis einer systemischen Grunderkrankung bzw. gehen mit diesen einher. Folglich ist die sichere Versorgung dieser multipel vorerkrankten Patientinnen und Patienten im Rahmen der interdisziplinären Therapie besonders anspruchsvoll. Wir beschäftigen uns insbesondere mit der perioperativen Versorgung von Patienten mit mitochondrialen Stoffwechselerkrankungen (z.B. chronisch progressive externe Ophthalmoplegie) und der Optimierung deren Versorgung.

Optimierung der Schmerztherapie im Rahmen ophthalmologischer Operationen

Perioperative Schmerzen nach ophthamologischen Eingriffen stehen oftmals nicht im Fokus der Behandlerinnen und Behandler. Allerdings führen sie zu Patientendiskomfort, Unzufriedenheit und Chronifizierung. Aus diesem Grunde erforschen wir die Wirkung von lokalen sowie systemischen Schmerztherapien auf den perioperativen ophthalmologischen Schmerz zur Weiterentwicklung individueller und standardisierter Schmerzkonzepte. 

Unsere Arbeitsgruppe verfolgt diverse innovative Konzepte. In Kooperation mit AG Onkologische Bewegungsmedizin sowie der Deutschen Sporthochschule in Köln untersuchen wir den Einfluss der präoperativen Sporttherapie auf die Schmerzempfindung nach chirurgischen Eingriffen bei ophthalmoonkologischen Patientinnen und Patienten. Zudem werden die Effekte komplementärmedizinischer Maßnahmen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wie Akupunktur, Phytotherapie oder Diätetik auf die Schmerztherapie und das Schmerzmanagement untersucht.

Übergeordnete Zielsetzung ist ein interdisziplinäres, integratives, und ganzheitliches Versorgungskonzept für dir Optimierung der Schmerztherapie im Rahmen ophthalmologischer Operationen.

Phantomschmerzen und prothesenassoziierte chronische Schmerzen nach Verlust eines Auges (Enukleation, Eviszeration, Exenteration)

Der Verlust eines Auges ist für betroffene Patientinnen und Patienten ein lebensveränderndes Ereignis. Vor diesem Hintergrund erscheint eine komplikationsarme, schmerzfreie und schnelle Rehabilitation dieser PatientInnen umso wichtiger. Für die soziale, psychische, körperliche und berufliche Rehabilitation dieser Patientinnen und Patienten ist neben der Anpassung einer optisch ansprechenden, maßgefertigten Augenprothese die perioperative Schmerzfreiheit sowie ein schmerzloses und komplikationsfreies Tragen einer Augenprothese essentiell. Neben selteneren Phantomschmerzen spielen für AugenprothesenträgerInnen vor allem chronische Schmerzen, meist auf Grund einer Entzündung des Augensockets eine erhebliche Rolle. Dies stellt für die Patientinnen und Patienten eine enorme psychologische und emotionale Belastungssituation dar und mindert die Lebensqualität signifikant. Wir untersuchen in translationalen Studien die Pathomechanismen prothesenassoziierter chronischer Schmerzen. Übergeordnete Zielsetzung ist jedoch ein interdisziplinäres und integratives Versorgungskonzept für AugenprothesenträgerInnen, das insbesondere die schmerzfreie Rehabilitation in den Mittelpunkt stellt.

Psychosomatik und Psychologie im perioperativen Schmerzmanagement

Sowohl psychologische Erkrankungen, insbesondere aus dem Formenkreis der Depressionen und der Angststörungen, als auch psychosomatische Erkrankungen können die Schmerzempfindung signifikant beeinflussen und werden im Rahmen ophthalmologischer Operationen oft nicht genügend berücksichtigt. Beispielsweise leidet ein Großteil der PatientInnen mit Depressionen auch ohne eine Operation an körperlichen Symptomen – vor allem an Schmerzen, zumeist im Bereich des Muskel- und Skelettsystems, und an Kopfschmerzen. Gegebenenfalls kommt es durch den perioperativen Stress zu einer Verstärkung der psychologischen oder der psychosomatischen Erkrankung und damit einer Schmerzexazerbation, zusätzlich zu den operativ bedingten Schmerzen. Diese psychologischen und psychosomatischen Komorbiditäten sollten in das perioperative Schmerzmanagement mit einbezogen werden. Wir untersuchen aktuell die präventive Wirkung verschiedener Therapien, insbesondere von präoperativen Bewegungs-, Kunst-, Mal- und Musiktherapien auf die Schmerzempfindung und das perioperative Schmerzmanagement im Rahmen ophthalmologischer Erkrankungen. Übergeordnete Zielsetzung ist daher ein interdisziplinäres und integratives Versorgungskonzept für Patientinnen und Patienten mit psychologischen und psychosomatische Begleiterkrankungen zu entwickeln, dass bereits präoperativ ansetzt und eine Schmerzexazerbation verhindert. 

Versorgungsforschung im Bereich perioperatives Schmerzmanagement

Soziokulturelle Aspekte des Schmerzes bzw. soziodemografische Aspekte von Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten werden im klinischen Alltag oft nicht genügend berücksichtig. Der Einfluss von Gender, die zunehmende Diversität, eine multikulturelle Gesellschaft sowie signifikante Unterschiede zwischen sozialen Status- und Bildungsgruppen müssen berücksichtigt werden. Insbesondere spielt hier die individuelle Gesundheitskompetenz eine entscheidende Rolle. Ziel unserer Forschungsaktivitäten ist einerseits die Identifikation von Versorgungslücken und Zugangsbarrieren zu einer adäquaten Schmerztherapie. Andererseits untersuchen wir den Einfluss soziokultureller und soziodemografischer Faktoren auf eine erfolgreiche Schmerztherapie. Übergeordnete Zielsetzung ist daher, ein personalisiertes Konzept mit einer Optimierung für das perioperative Schmerzmanagement unter Berücksichtigung soziokultureller und soziodemografischer Aspekte zu entwickeln.

Weitere Informationen

Publikationen
  • Loeser J, Schwemmer J, Gostian AO, Gostian M, Bachmann B, Cursiefen C, Heindl LM. Postoperative pain following Descemet membrane endothelial keratoplasty (DMEK): a prospective study. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 2019; 257: 2203-11.
  • Bucher F, Adler W, Lehmann HC, Hos D, Steven P, Cursiefen C, Heindl LM. Corneal nerve alterations in different stages of Fuchs‘ endothelial corneal dystrophy: an in vivo confocal microscopy study. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 2014; 252: 1119-26.
  • Bucher F, Hos D, Matthaei M, Steven P, Cursiefen C, Heindl LM. Corneal nerve alterations after Descemet membrane endothelial keratoplasty: an in vivo confocal microscopy study. Cornea 2014; 1134-9.
  • Rokohl AC, Trester M, Naderi P, Loreck N, Zwingelberg S, Bucher F, Pine KR, Heindl LM. Dry anophthalmic socket syndrome - morphological alterations in meibomian glands. Eye (Lond) 2021; 35 (12):3358-3366. doi:10.1038/s41433-021-01426-z
  • Rokohl AC, Trester M, Pine KR, Heindl LM. Prevention of Socket Complications in Anophthalmic Patients. Curr Eye Res 2020; 45 (12):1625-1626. doi:10.1080/02713683.2020.1770294
  • Rokohl AC, Trester M, Guo Y, Adler W, Jaeger VK, Loreck N, Mor JM, Pine KR, Heindl LM. Dry anophthalmic socket syndrome - Standardized clinical evaluation of symptoms and signs. Ocul Surf 2020; 18 (3):453-459. doi:10.1016/j.jtos.2020.05.001
  • Rokohl AC, Adler W, Koch KR, Mor JM, Jia R, Trester M, Pine NS, Pine KR, Heindl LM. Cryolite glass prosthetic eyes-the response of the anophthalmic socket. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 2019; 257 (9):2015-2023. doi:10.1007/s00417-019-04395-y
  • Rokohl AC, Mor JM, Trester M, Koch KR, Heindl LM. [Rehabilitation of Anophthalmic Patients with Prosthetic Eyes in Germany Today - Supply Possibilities, Daily Use, Complications and Psychological Aspects]. Klin Monbl Augenheilkd 2019; 236 (1):54-62. doi:10.1055/a-0764-4974
  • Rokohl AC, Koch KR, Adler W, Trester M, Trester W, Pine NS, Pine KR, Heindl LM. Concerns of anophthalmic patients-a comparison between cryolite glass and polymethyl methacrylate prosthetic eye wearers. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 2019; 256 (6):1203-1208. doi:10.1007/s00417-018-3942-8
  • Rokohl AC, Koch KR, Trester M, Trester W, Pine KR, Heindl LM. Concerns of Anophthalmic Patients Wearing Cryolite Glass Prosthetic Eyes. Ophthalmic Plast Reconstr Surg 2018; 34 (4):369-374. doi:10.1097/IOP.0000000000001021
  • Heindl LM, Trester M, Guo Y, Zwiener F, Sadat N, Pine NS, Pine KR, Traweger A, Rokohl AC. Anxiety and depression in patients wearing prosthetic eyes. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol  2021; 259 (2):495-503. doi:10.1007/s00417-020-04908-0 
Förderungen
  • Köln Fortune, Medizinische Fakultät, Universität zu Köln 
  • Cologne Clinician Scientist Programm (CCSP), Medizinische Fakultät, Universität zu Köln
  • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Bundesverband der Augenärzte Deutschland e.V.
  • Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Kooperationen
  • Dr. Johannes Löser (Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln und Schmerzzentrum Rhein-Erft)
  • Priv.-Doz. Dr. Frank Vitinius (Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Uniklinik Köln)
  • Priv.-Doz. Dr. Timo-Kolja Pförtner (Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln, derzeit Vertretungsprofessor im Arbeitsbereich Forschungsmethoden der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln)
  • Prof. Dr. Sportwiss. Freerk Baumann (Leiter AG Onkologische Bewegungsmedizin, Uniklinik Köln)
  • Dr. Yongwei Guo (Eye Center, Second Affiliated Hospital, School of Medicine, Zhejiang University, Hangzhou, China)
  • Dr. Keith Pine, BSc, MBA, PhD, MIMPT (School of Optometry and Vision Science, University of Auckland, Auckland, Neuseeland)

Das Team

Deniz Alkan (Anästhesiologie)
Marc Aurel Fieber (Anästhesiologie)
Vanessa Löw (Schmerzzentrum)
Dr. Julia Fricke (Ophthalmologie)
Priv.-Doz. Dr. Andrea Hedergott (Ophthalmologie)
Dr. Alexander C. Rokohl (Ophthalmologie, Augenprothetik)

Dissertationsangebote

Ständig werden motivierteste Studentinnen und Studenten für klinische – prospektive wie retrospektive Doktorarbeiten gesucht. Eine Hospitation in unserer Arbeitsgruppe ist sehr gerne möglich. Bei Interesse können Sie sich gerne an obige Kontaktadresse wenden.