Forschung

Immunologie, Entzündung und (Lymph)angiogenese des Auges als neue Therapieansätze bei Augenerkrankungen: Forschung für gutes Sehen

Das Auge ist das wichtigste Sinnesorgan des Menschen mit dem 90 Prozent aller Informationen unserer Umwelt wahrgenommen werden. Die optische Transparenz sowie eine strukturelle und funktionelle Unversehrtheit des Auges ist eine Grundvoraussetzung für gutes Sehen. Immunreaktionen, Entzündungen und pathologische Gefäßprozesse in den verschiedenen Abschnitten des Auges können direkt oder indirekt zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen.

Um einer überschießenden Immunreaktion entgegenzuwirken, existieren am Auge mehrere natürliche Barrieren wie die Gefäßfreiheit der Hornhaut, die Blut-Kammerwasserschranke und die Blut-Netzhautschranke. Diese sorgen für eine Abschirmung des Auges und definieren dadurch ein sogenanntes „Immunprivileg“ des Auges. Störungen dieser Schranken durch Infektionen, Tumore, genetisch bestimmte lokale Immunreaktionen und systemische Autoimmunprozesse führen zum Zusammenbruch dieser Barrieren und damit zum Verlust der Immunregulation. Pathologische Immunreaktionen sind zunehmend auch bei Alterskrankheiten des Auges erkennbar. So sind das Trockene Auge, Hornhautdegenerationen und die altersabhängige Makuladegeneration eng mit Entzündungsreaktionen aufgrund veränderter Regelsysteme und alternder Strukturen des Auges verknüpft. Diese Besonderheiten des okulären Immunsystems stehen insgesamt mit einem breiten Spektrum von Augenerkrankungen in Zusammenhang, auch mit solchen, die bislang primär nicht als immun- oder entzündungsassoziiert galten.

Entzündungen des Auges sind häufig mit pathologischen Neovaskularisationen im Auge assoziiert. Das heißt, es kommt zum ungeplanten Einsprossen von Blutgefäßen (Angiogenese) und/oder Lymphgefäßen (Lymphangiogenese) ins Auge. Dies kann z.B. an der an sich transparent avaskulären Hornhaut zu einer Intransparenz und damit zur Visusminderung führen. Bisweilen führen auch primäre Fehlfunktionen dieser Gefäße zu Augenerkrankungen und Erblindung. Dies scheint z.B. bei Abstoßungsreaktionen nach Hornhauttransplantation, bei der okulären GvHD oder beim Glaukom der Fall zu sein.

Für viele dieser Erkrankungen am Auge gibt es aktuell keine kausalen Therapien. Forschung bildet daher nicht nur die Basis für erfolgreiche Therapien, sie setzt sich zugleich mit den Grundlagen der Augenheilkunde auseinander, die das stabile Fundament für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden darstellt.

Unsere klinischen Schwerpunkte spiegeln sich auch in unseren Forschungsaktivitäten: Obwohl die Hornhauttransplantation mit weitem Abstand die häufigste Transplantation menschlichen Gewebes in Deutschland ist, kann eine Abstoßung nicht ausgeschlossen werden. Deshalb gehört die Hornhauttransplantationschirurgie und -immunologie zu den zentralen Problemstellungen unserer Forschung, gerade im Bereich der vaskularisierten sogenannten Hochrisikoaugen. Darüber hinaus richten sich unsere wissenschaftlichen Aktivitäten auf häufige Erkrankungen wie das trockene Augen, den Grünen Star, die Makuladegeneration sowie Tumore am Auge, deren Ursachen häufig noch unklar sind. Dabei arbeiten die forschenden Teams eng mit der Klinik zusammen, um die Erkenntnisse so schnell wie möglich unseren Patienten zugute kommen zu lassen („Translation“).

Die Augenklinik der Uniklinik Köln ist seit 2015 die einzige universitäre Augenklinik in Deutschland mit einer eigenen Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG (Sprecher: Prof. Dr. Claus Cursiefen; Stv. Sprecher: Prof. Dr. Thomas Langmann). In der Forschungsgruppe 2240 (www.for2240.de) werden neue Therapien für entzündliche Augenerkrankungen wie das trockene Auge, die okuläre Allergie, Transplantatabstoßungen nach Hornhauttransplantation, okuläre Tumore, die Uveitis und die AMD entwickelt.

Detaillierte Informationen zu unseren Forschungsaktivitäten erfahren Sie unter dem jeweiligen Arbeitsschwerpunkt. Der Hauptfokus unserer Forschungsaktivitäten ist durch die DFG Forschungsgruppe 2240 abgebildet. Informationen dazu unter www.for2240.de.

Unser generelles Ziel ist es, durch ein besseres Verständnis von Augenerkrankungen mit Hilfe interdisziplinärer Forschung neue Therapien zu entwickeln und diese unseren Patienten zukommen zu lassen. Das bedeutet für uns „translationale“ Forschung zum Wohle des Patienten.