AG COVID-19 in der Ophthalmologie

Im Dezember 2019 wurde Dr. Li Wenliang, ein Augenarzt aus der Volksrepublik China, in seinem Krankenhaus auf sieben Patienten aufmerksam, die alle unter einem schweren akuten Atemnotsyndrom litten und vorher einen Großmarkt in Wuhan besucht hatten. Später wurde diese Krankheit Corona-Virus-Disease-2019 (COVID-19) getauft. Das Corona-Virus-Disease-19 (COVID-19) auslösende Severe-Acute-Respiratory-Syndrome-related-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) führte zu einer weltweiten Pandemie und stellt die Gesellschaft, aber insbesondere das Gesundheitssystem einschließlich der Augenheilkunde vor große Herausforderungen.

Die Schwerpunkte unserer AG umfassen die Erforschung von okulären Komplikationen bei COVID-19 und möglichen Therapien, die Untersuchung von speziellen okulären Übertragungswegen und Eintrittspforten von SARS-CoV-2, die Evaluation der Auswirkungen auf die ophthalmologische Versorgung durch die Corona-Pandemie sowie die Teilnahme an weltweiten Multicenter-Studien zur Verbesserung der Versorgung von COVID-19-Patienten.

Univ.-Prof. Dr. Dr.--Heindl-Ludwig
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl, M.D., Ph.D., M. Sc.

Leitung des Schwerpunkts für Ophthalmoonkologie und Ophthalmoplastische Chirurgie
Ärztliche Leitung der Poliklinik und des Augendiagnostischen Funktionslabors
Forschungskoordinator der Augenklinik


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Priv.-Doz. Dr.--Rokohl-Alexander
Priv.-Doz. Dr. Alexander Rokohl, FEBO

Stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe

Wissenschaftlicher Fokus

Okuläre Symptome und Komplikationen bei COVID-19

SARS-CoV-2 wird vor allem über Aerosole, die z. B. beim Husten oder Niesen einer infizierten Person entstehen, von Mensch zu Mensch übertragen. Die meist ungeschützte Augenoberfläche bietet hier eine optimale Angriffsfläche für das Virus. Auch in der Tränenflüssigkeit wurde das Virus bereits nachgewiesen. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich insbesondere mit okulären Symptomen bei COVID-19-Patienten. Der Schwerpunkt liegt hier einerseits auf der Evaluation von primären okulären Symptomen, die auch als Erstsymptom einer systemischen COVID-19 auftreten können, als auch auf der Detektion und Therapie von Sekundärkomplikationen am Auge auf Grund schwerer systemischer Verläufe.

Okuläre Übertragungswege und Eintrittspforten von SARS-CoV-2

Insbesondere die neue Omikron-Variante scheint eine noch höhere Infektiosität von SARS-CoV-2 zu haben. SARS-CoV-2 wird vor allem über Aerosole, die z.B. beim Husten oder Niesen einer infizierten Person entstehen, von Mensch zu Mensch übertragen. Die meist ungeschützte Augenoberfläche bietet hier eine optimale Angriffsfläche für das Virus. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich einerseits mit okulären Übertragungswegen, insbesondere mit Übertragungen über die Tränenflüssigkeit oder Schmierinfektionen. Andererseits untersuchen wir die Augenoberfläche histopathologisch und immunhistochemisch, um mögliche okuläre Eintrittspforten zu detektieren. Hier liegt der Fokus auf der Expression verschiedener Eintrittsrezeptoren von SARS-CoV-2 auf der Augenoberfläche.

Versorgungsforschung in der Augenheilkunde – Der Einfluss der Corona-Pandemie

Neben sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen steht während der Coronapandemie die medizinische Versorgung im Vordergrund. Eines der Hauptziele in Deutschland ist die Vermeidung von hohen Infektionszahlen, die das Gesundheitssystem überlasten und damit zu noch höheren Mortalitätsraten führen könnten. Teilweise wurde dazu auch das elektive Routineprogramm in Kliniken weitestgehend für einige Wochen gestoppt, ambulante Vorstellungen von Patienten entsprechend den Empfehlungen, auf nicht verschiebbare, dringliche und notfallmäßige Fälle beschränkt. Alleine während der ersten COVID-19-Welle wurden weltweit über 28 Millionen elektive Operationen abgesagt bzw. verschoben. Dies ermöglichte eine Umverteilung von Personal und Ressourcen zur Deckung des COVID-19-Bedarfs, führte jedoch zu erheblichen Behandlungsverzögerungen, auch bei ophthalmologischen und ophthalmoonkolgischen Patienten. Unsere Arbeitsgruppe untersucht die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die ophthalmologische und die ophthalmoonkologische Versorgung. Insbesondere liegt unser Augenmerk auf potenziellen Versorgungslücken sowohl im ambulanten als auch stationären Sektor während der Pandemie.

Multicenter-Studien zur Verbesserung der Versorgung von COVID-19-Patienten

Unsere Arbeitsgruppe nimmt in Kooperation mit der GlobalSurg und der CovidSurg Collaborative an verschiedenen, weltweiten Multicenter-Studien teil. Diese Studien haben als Ziel, die Patientenversorgung während der COVID-Pandemie insgesamt, aber auch der COVID-Patienten im Speziellen zu verbessern. Dr. Alexander Rokohl fungiert hier als Hospital Lead der Uniklinik Köln und organisiert die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken.

Die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus diesen klinischen Multicenter-Studien sind für die optimale Versorgung von Patienten während der COVID-19-Pandemie mittlerweile essentiell und sorgen für eine deutliche Verbesserung der Patientenversorgung, der Patientensicherheit sowie des Mitarbeiterschutzes in diesen schwierigen Zeiten. Zudem sind diese Veröffentlichungen Ausgangspunkt für mannigfaltige weitergehende klinische Studien und Forschungsprojekte an der Universität zu Köln.

Weitere Informationen

Publikationen
  • Rokohl AC, Grajewski RS, Matos PAW, Kopecky A, Heindl LM, Cursiefen C (2021) Ocular Involvement in COVID-19: Conjunctivitis and More. Klin Monbl Augenheilkd 238: 555-560 DOI 10.1055/a-1344-8138
  • Rokohl AC, Grajewski RS, Wawer Matos PA, Koch HL, Dewald F, Klein F, Fatkenheuer G, Lehmann C, Cursiefen C, Heindl LM (2021) No secret hiding place? Absence of SARS-CoV-2 on the ocular surface of 1145 hospitalized patients in a pandemic area. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 259: 1605-1608 DOI 10.1007/s00417-021-05086-3
  • Rokohl AC, Fatkenheuer G, Cursiefen C, Heindl LM (2021) No secret hiding place on the ocular surface: what about after systemic SARS-CoV-2 infection? Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 259: 3817-3818 DOI 10.1007/s00417-021-05230-z
  • Grajewski RS, Rokohl AC, Becker M, Dewald F, Lehmann C, Fatkenheuer G, Cursiefen C, Klein F, Heindl LM (2021) A missing link between SARS-CoV-2 and the eye?: ACE2 expression on the ocular surface. J Med Virol 93: 78-79 DOI 10.1002/jmv.26136
  • Rokohl AC, Loreck N, Wawer Matos PA, Zwingelberg S, Augustin M, Dewald F, Grajewski RS, Klein F, Lehmann C, Heindl LM (2020) More than loss of taste and smell: burning watering eyes in coronavirus disease 2019. Clin Microbiol Infect 26: 1560 e1565-1560 e1568 DOI 10.1016/j.cmi.2020.08.018
  • Rokohl AC, Loreck N, Wawer Matos PA, Mor JM, Zwingelberg S, Grajewski RS, Cursiefen C, Heindl LM (2020) [The role of ophthalmology in the COVID-19 pandemic]. Ophthalmologe 117: 642-647 DOI 10.1007/s00347-020-01148-9
  • Luers JC, Rokohl AC, Loreck N, Wawer Matos PA, Augustin M, Dewald F, Klein F, Lehmann C, Heindl LM (2020) Olfactory and Gustatory Dysfunction in Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). Clin Infect Dis 71: 2262-2264 DOI 10.1093/cid/ciaa525
  • Luers JC, Rokohl AC, Loreck N, Wawer Matos PA, Augustin M, Dewald F, Klein F, Lehmann C, Heindl LM (2020) Reply to Gourtsoyannis. Clin Infect Dis 71: 3018-3019 DOI 10.1093/cid/ciaa693
  • Grajewski RS, Rokohl AC, Becker M, Paulsen F, Heindl LM (2021) Malignancy going viral: ACE2 and TMPRSS2 expression in conjunctival neoplastic diseases. Ann Anat 234: 151661 DOI 10.1016/j.aanat.2020.151661
  • CovidSurg Collaborative, GlobalSurg Collaborative (2022) SARS-CoV-2 infection and venous thromboembolism after surgery: an international prospective cohort study. Anaesthesia 77: 28-39 DOI 10.1111/anae.15563
  • CovidSurg Collaborative, GlobalSurg Collaborative (2021) SARS-CoV-2 vaccination modelling for safe surgery to save lives: data from an international prospective cohort study. Br J Surg 108: 1056-1063 DOI 10.1093/bjs/znab101
  • CovidSurg Collaborative, GlobalSurg Collaborative (2021) Effects of pre-operative isolation on postoperative pulmonary complications after elective surgery: an international prospective cohort study. Anaesthesia 76: 1454-1464 DOI 10.1111/anae.15560
  • CovidSurg Collaborative, GlobalSurg Collaborative (2021) Timing of surgery following SARS-CoV-2 infection: an international prospective cohort study. Anaesthesia 76: 748-758 DOI 10.1111/anae.15458
Kooperationspartner
  • Univ.-Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Klinik I für Innere Medizin, Klinische Infektiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Prof. Dr. Clara Lehmann, Klinik I für Innere Medizin, Klinische Infektiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Institut für Virologie, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Köln, Deutschland
  • Dr. Felix Dewald, Institut für Virologie, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Köln, Deutschland
  • Prof. Dr. Jan-Christoffer Luers, Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Prof. Dr. med. Friedrich Paulsen, Institut für Funktionelle und Klinische Anatomie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • GlobalSurg and CovidSurg Collaborative
  • Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln, Deutschland

Das Team

Prof. Dr. Rafael S. Grajewski
Philomena A. Wawer Matos
Michael Simon
Hannah-Leah Koch

Dissertationsangebote

Ständig werden motivierteste Studentinnen und Studenten, gerne auch mit Programmierkenntnissen oder Vorwissen im Bereich der Informatik, für prospektive klinische Doktorarbeiten gesucht. Eine Hospitation in unserer Arbeitsgruppe ist sehr gerne möglich. Bei Interesse können Sie sich gerne per E-Mail an ludwig.heindl@uk-koeln.de wenden.